Heute ein sehr schöner Gastartikel von Blogger Achim, der sich mit der Überwinterung von Kübelpflanzen beschäftigt. Vielen Dank dafür!
Haben Sie ihre Kübelpflanzen schon eingeräumt?
Ich hoffe doch mal nicht! Und ja, ich weiß, dass wir November haben.
Wenn Sie meinen, dass das ein Widerspruch ist, sollten sie sich die Zeit nehmen und weiter lesen.
Selbstverständlich habe auch ich ein paar Kübelpflanzen, die bereits seit längerer Zeit eingeräumt sind. Man muss jedoch Unterschiede zwischen den einzelnen Arten machen.
Weihnachtssterne, Zitronenbäumchen, Zitronengras, Kaffeebaum, Jasmin, Cassia oder Drachenbaum stehen bereits im Haus oder Vorraum. Schön verteilt auf die verschiedenen Fenster wegen der Lichtquelle. Gleichzeitig sollte man darauf achten, dass sie der aufsteigenden warmen Heizungsluft nicht direkt ausgesetzt sind. Auch vor der strengen Kälte steinerner Fensterbänke muss man die Wurzelballen schützen. Geeignet sind Wellpappe und Streifen von Isolier- oder Verpackungsmaterial aus Schaumstoff. Gute Dienste leisten mir am breiten Fensterbrett die aus dünnen Latten gefertigten Regalböden von Holz-Schuhregalen aus dem Billigdiscounter. Diese „Lattenroste“ sehen als Unterlage schöner aus, als Verpackungsmaterial und lassen Luft an die Fensterbank, damit nichts schimmelt. Gleichzeitig schützen sie die Blumentöpfe vor der Kälte von unten.
Aber warum noch mal habe ich eingangs erwähnt, dass hoffentlich noch nicht alle Ihrer geliebten Schätze eingeräumt sind?
Weil es Kübelpflanzen gibt, die etwas Kälte vertragen. Die sogar Frost überstehen. Gerade, wenn das dann noch größere Exemplare sind und sie den ganzen Sommer und Herbst an der frischen Luft verbrachten, sollten sie noch ein wenig draußen bleiben. Im Haus ist es für sie einfach zu warm. Manche werden gleich wieder zum Wachstum angeregt. Selbst bei den nur 10°C auf das die elektrisch geregelte Heizung meinen Überwinterungsraum temperiert, treiben sie wieder aus.
Zudem ist es mit Sicherheit dunkler als im Freien und die Luftfeuchte extrem hoch. So musste ich im Palmenhaus – so nennen wir den Überwinterungsraum – einen Ventilator einbauen. Dieser ist regelbar, so dass man einstellen kann, ab welcher Luftfeuchte er sich anschaltet. Gemacht sind diese Modelle für Bäder ohne Fenster. Aber bei mir leistet er gute Dienste gegen die wirklich sehr große Luftfeuchte durch das viele Blattwerk auf so wenig Luftraum im Palmenhaus. Die Luftfeuchte schadet nicht nur dem Mauerwerk, weil sich sofort Schimmel bildet, sondern fördert auch das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen an den Pflanzen. Eine Alternative wäre das regelmäßige Lüften von Hand. Dazu muss man aber tagsüber zu Hause sein, was bei Berufstätigen eben schwierig wird. Früh und abends Lüften bedeutet wiederum Wärmeverlust.
Welche Pflanzen stehen bei mir jetzt Anfang November noch immer im Freien, geschützt unter dem Dach vom Carport?
Die Palmen: Kanarische Dattelpalme, Washingtonia (die ich vor fast 30 Jahren aus einem Samenkorn selbst gezogen habe), Hanfpalme (ein Ableger vom Lago Maggiore aus dem Jahre 1990).
Oleander (er verträgt etliche Minusgrade), Winterharte Banane (von der ein Ableger schon den ersten Winter ausgepflanzt überlebt hat), die Feige, die Olive, der Lorbeer. Die Olive wirft gern ihre Blätter ab, wenn sie jetzt schon ins „warme“ und zu dunkle Winterquartier gestellt wird. Der Lorbeer ist sehr pflegeleicht und hat mir noch nie etwas schief genommen. Die Feige ist ein gutes Beispiel für Kübelpflanzen, die so lange wie möglich draußen bleiben sollten. Im Frühjahr wiederum sollten sie so schnell wie möglich ins Freie. Sie ist ein Laubbaum und wirft das Laub ab. Fängt aber erfahrungsgemäß sehr leicht im Winterquartier wieder an zu treiben. Die Triebe müssen dann weggeschnitten werden, da sie lang, dünn und krumm sind. Das alles kostet die Pflanze unnötig Kraft. Die ersten leichten Fröste kann ein älterer Feigenbaum eher wegstecken, als ein zu warmes Winterquartier.
Draußen bleibt auch noch eine Weile die Schmucklilie, Agapanthus. Und wenn es zu kalt wird, kommt sie in die ungeheizte Werkstatt. Sie hatte nie richtig bei mir geblüht. Maximal 1-3 Blüten pro Sommer. Dann habe ich gelesen, dass sie im Winter mehrere Wochen unterhalb der 10°C Marke stehen muss, um überhaupt Blüten anzusetzen. Damals habe ich sie dann sogar wieder aus dem 10°C Palmenhaus herausgeholt und bis Weihnachten in die kalte Werkstatt gestellt. Dann kam sie wieder ins Palmenhaus und im Sommer drauf erfreute uns eine unbeschreibliche Blütenpracht. Also lieber mal wieder herausräumen, wenn sie schon warm steht.
Dann gibt es noch Kübelpflanzen, die beinahe Freilandpflanzen sind. Aber wegen der doch tiefen Temperaturen im Dezember bis Februar bei uns nicht ganz winterhart sein können. Bei mir ist es ein großer Rosmarin-Stamm und ein Verveine-Strauch (Zitronenverbene). Beide grabe ich im Herbst aus, setze sie in große Töpfe und überwintere sie frostfrei. Im Frühjahr grabe ich sie wieder im Garten ein. Das geht schon viele Jahre gut und gerade die Verbene ist eine meiner Liebsten. Sie liefert eine große Menge Blätter, die ich 2-3-mal im Sommer ernte und für den Tee trockne. Beide bleiben auch noch einige Zeit geschützt im Freien.
Abschließen möchte ich meinen heutigen Exkurs in die Kübelpflanzenpflege mit einer Pflanze, die wohl jeder kennt und hat. Die Geranie. Wir haben, zusammen mit dem Haus, einen steinernen Trog im Vorgarten, gefüllt mit einer bunten Mischung stehender Geranien erworben. Die Pflanzen waren schon alt, da sie von der Vorbesitzerin immer fleißig überwintert wurden. Das führe ich fort und sie werden immer größer und mächtiger. Aus dem Steintrog habe ich sie vor etwa 2 Wochen ausgegraben. Das mächtige Blattwerk habe ich auf 20 cm gekürzt. Anders hätte ich den Urwald auch nicht aus dem Trog bekommen. Vom Wurzelballen schüttele ich lose Erde (und Engerlinge) ab. Dann setzte ich die Ballen in Blumenschalen. Die Erde, die noch an den Wurzeln ist genügt. Man muss hier nicht extra mit Blumenerde auffüllen. So überwintern sie. Noch aber habe ich die Schalen im Carport im Freien stehen. Wenn ich sie jetzt schon ans Fenster in den Überwinterungsraum stelle, treiben sie sofort aus, bekommen noch eher Läuse und wuchern innen alles zu. Gerade stehende Geranien sind im Herbst abgehärtet und nicht sehr empfindlich, vorausgesetzt sie haben trockene Füße. Also auf keinen Fall zu stark wässern. Wenn es jetzt tags kühler wird und auch die ersten Fröste kommen, stelle ich die Schalen auch nach innen.
Wichtig ist jetzt im späten Herbst also auch bei den robusten Pflanzen, das gewissenhafte Verfolgen der Wetterprognosen. Wenn das Thermometer dann abrupt abfällt – und das geschieht oft sehr plötzlich – muss man handeln. Wie oft schon war das eine Nacht- und Nebelaktion mit klammen Fingern im Dunkeln nach Feierabend. Die Pracht der alten Kübelpflanzen, die einen über Jahre und Jahrzehnte begleiten, lässt mich das aber jedes Mal wieder vergessen.
Schon mal reingeschaut? Mein Gartenblog: achimsgarten.blogspot.de